Nobert Edewecht 2018Guten Tag,

heute habe ich eine sehr traurige Nachricht für Euch.

Unser Freund Norbert Brandt aus Edewecht ist gestern, am 14.04.2022 verstorben. Er wurde 63 Jahre alt.

Er selbst erzählte mir 2018 aus seinem Leben:

"Ich habe 20 Jahre meines Lebens als Obdachloser auf der Straße verbracht. Ich war in ganz Deutschland und Europa, zum Beispiel in Frankreich, Spanien, Schweiz, Portugal, Österreich unterwegs. Puh, waren die Alpen schwer, immer nur bergauf bergab. In Koblenz kaufte ich mir ein Fahrrad, denn ich dachte irgendwie geht es leichter. Zum Schluss war ich in Mainz in der Übernachtungsstelle.

Dort sprach ich mit einem Berber (in Obdachlosensprache Obdachloser), er wollte nach Leer Ostfriesland wo er dort in die Obdachlosenunterkunft wollte ich fragte wollen wir zusammen dort hin? Ich fuhr mit Ihm dem Wasser entgegen das war eine Fahrt, denn ich hatte mein Fahrrad dabei mit dem Schöne Wochenende Ticket aber wir kamen dort an nach einer Woche fuhr ich dann über Aurich nach Emden. Wo kann ich die Nacht schlafen? Ein Taxifahrer sagte mir das es eine Übernachtungsstelle am Hafen gab. Er beschrieb mir dann den Weg dort hin. Ich kam in der Übernachtung an. Schlafen das war mein erster Gedanke zu Essen hatte ich mir in der City besorgt. Die Leute vom Tagesaufenthalt kümmerten sich um mich Wäsche waschen Duschen, In Emden gab es den Tagessatz 7 Tage sie waren vorbei,

Ich ging zur Wohnungslosenhilfe und machte in Emden fest, denn meine Beine machten nicht mehr so mit wie ich wollte. Dann lernte ich einen jungen Obdachlosen kennen, er sagte zu mir du bleibst nicht lange alleine Er hatte eine Freundin und die beiden verkuppelten mich mit der Mutter dann war es mit dem Straßenleben vorbei.

Seit November 1998 lebe ich in stabilen Verhältnissen in einem Haus und engagiere mich in verschiedenen Projekten, ua beim Armutsnetzwerk und beim Wohnungslosentreffen (Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser)."

Rucksack-Projekt

Mit seinem Rucksackprojekt ging er an Schulen und berichtete Kindern und Jugendlichen über seine Erfahrungen auf der Straße. Dazu erzählte er mir:

Rucksackprojekt

"Es ist mir ein wichtiges Anliegen, anderen Menschen und insbesondere an den Schulen über meine eigenen Erfahrungen zu berichten.

Dazu habe ich ein Rucksack-Schul-Projekt entwickelt. Mit Hilfe eines Rucksacks, der ähnlich dem Rucksack ist, mit dem ich selbst jahrelang unterwegs war, kann ich sehr anschaulich erklären, wie ich damals zurecht gekommen bin und wie ich mein Leben organisiert habe. Der Rucksack ist ein prima Instrument, um mit Schülern verschiedener Altersstufen für Fragen rund um Obdachlosigkeit und Leben und Überleben auf der Straße ins Gespräch zu kommen."

 

Über das Rucksackprojekt drehten wir im Jahr 2018 ein kurzes Video mit Norbert. Wer möchte, kann es hier ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=UAffGb5YD-k

Norbert und seine Zuversicht, seine Ehrlichkeit und sein Engagement wird uns fehlen.

Sobald ein Termin für die Trauerfeier bzw. Beisetzung bekannt ist, werde ich darüber informieren.

Traurig,

Stefan

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